14.08. - 20.08. Über Nationalparks und eine liebenswerte Metropole im Norden Australiens
Über Nationalparks und eine liebenswerte Metropole im Norden Australiens
Zwischen Perlenhochzeit und 58. Geburtstag
Wir nutzten unseren Aufenthalt zum Relaxen auf dem Gelände des sehr guten BIG4 Holiday Parks, zum Auffüllen der Vorräte für unsere letzte Woche und zur Feinplanung des bevorstehenden Routenverlaufs. Heute, an unserem Weiterfahrttag durch einige Nationalparks, war jedoch ein besonderer Tag: Wir hatten Perlenhochzeit! Den wollten wir beim relaxten Baden in den Gumpen des Nitlimuk Nationalparks.
Vor dreißig Jahren haben wir geheiratet. Ich bin sehr dankbar, dass wir so lange, von gemeinsamen Interessen und Liebe zueinander getragen, viele Tiefen und Höhen durchlebt haben. Heute können wir reisen, unsere Reiseziele frei aussuchen, gemeinsame Erlebnisse teilen und Orte sehen, an die wir vor dreißig Jahren noch nicht gedacht hatten. Begonnen hatte unser gemeinsames Leben tatsächlich beim Reisen...
Sommer 1981, Strand von Georgiopoulis, Kreta. Irgendwie hat es hier gefunkt, und seitdem sind wir zusammen. Kurze Zeit darauf zogen wir auch schon zusammen. Wir waren im Sommer 1980 sechs Wochen in einer Sechser-Gruppe mit meinem T2-Bulli auf Kreta-Rundtour, unsere erste gemeinsame Reise - und es blieb nicht die letzte. Reisen in Europa, später auch Fernreisen sowie viele Skiurlaube in Norwegen, Österreich und Italien folgten und das Erleben unserer Lieblingsinsel Korisika. Es ist in zweierlei Hinsicht ein Privileg: Einerseits sind wir dankbar, dass wir überhaupt über die Ressourcen für unsere vielen Reisen verfügen und andererseits genießen wir beide jedes Mal die intensiven und gemeinsamen Zeiten miteinander. Dafür danke ich dir, liebe Gitti, ich liebe dich und freue mich noch auf viele kommende Erlebnisse!
Eine Woche Restzeit zum Treiben lassen blieb uns noch bis zum Endpunkt Darwin, wo ich meinen Geburtstag erlebte, bei einem guten Essen in einem australischen Restaurant in Darwin. Die langen Etappen des endlosen Outbacks waren geschafft und wir ließen es jetzt ruhiger angehen.
Memory Time - Kreta 1981
Nationalparks im Northern Territory
Der wohl bekannteste und ein must-do für viele Australien-Touristen, v. a. im Programm der meisten organisierten Reisen, ist der Uluru-Kata Tjuta National Park ganz im Süden des Northern Territorys mit einem der Wahrzeichen Australiens, dem Ayers Rock. Hier gibt es in der Region um Alice Springs im Gebirgsland der MacDonnell Ranges weitere sehenswerte Nationalparks. Spätestens an der Kreuzung Three Ways im Northern Territory wurde klar, dass wir uns entscheiden mussten. Ein Abstecher Richtung Süden zum Ayers Rock war angesichts der großen Entfernungen nicht mehr zu bewältigen. So bleiben uns jedenfalls noch Ziele für eine unserer nächsten Reisen.
Das zweite Nationalpark-Highlight des Northern Territorys ist der Kakadu-Nationalpark. Deshalb entschieden wir uns für diesen vielseitigen Park als Hauptziel. Dazu wählten wir zwei kleinere Nationalparks, den Nitrimiluk und den Litchfield Nationalpark aus. Beide ließen sich "by the way" besuchen.
Nitrimiluk - Kleiner Hike und erfrischende Becken
Auf 3000 Quadratkilometer (4 mal so groß wie Hamburg) im Süden des Kakadu Nationalparkes hat die Erosionskraft des im Arnhem Land entspringenden
Katherine River und einiger seiner Nebenflüsse tiefe Schluchten in das 140 Millionen Jahre alte Sandstein Plateau geschnitten. Die Hauptschlucht ist die Katherine Gorge. Die Heimat der Jawoyn
Aborigines ist stark durch die Erosionsarbeit des Wassers zergliedert: Die Hauptformationen sind die Pine Creek Senkungsmulde, das MacArthur Becken und das Daley Becken. Neben den Schluchten
sowie einer reichen Tier- und Pflanzenwelt ist die wasserreiche Landschaft durch zahlreiche Wasserfälle und Süßwasserpools geprägt.
Der Nitrimiluk Nationalpark ist durchaus ein Ort für längere Aufenthalte und auch Mehrtageswanderungen. Der fünftägige Jatbula Trail zählt mit seinen 65 km Länge zu den besten und spektakulärsten Wanderwegen Nordaustraliens. Wir begnügten uns mit einem intensiven Tag und genossen nach der tagelangen Fahrt durch das trockene Outback auf unseren Kurzhikes die satten Farben und das Baden in einigen Süßwasserpools. Am Abend wollten wir das Mary River Roadhouse am Eingang zum Kakadu Nationalpark erreichen.
Kakadu Nationalpark - 35% für die Aborigines
Der Kakadu Nationalpark gehört laut Reiseführern zu den Highlights eines jeden Down Under Urlaubs. Das Unesco Weltkultur- und Weltnaturerbe ist mit knapp 20000 Quadratkilometern fast so groß wie Schleswig-Holstein. Der Park verfügt über eine gute Infrastruktur für Campervans, nicht nur in Bezug auf die Straßen, sondern auch in Hinblick auf die gute Ausstattung mit Campingplätzen. Auch wenn im Nationalpark viele Kakadus leben, hat der Name nichts mit dem gleichnamigen Vogel zu tun. Der Name ist nichts weiter als das Ergebnis einer falschen Aussprache der Ursprungsbezeichnung der Ureinwohner. Die Aborigines nennen das Gebiet nach dem heimischen Stamm "Gaagudju". Der Kakadu Nationalpark ist übrigens durch den australischen Film Crocodile Dundee bekannt geworden. Viele Schauplätze des Films befinden sich im Kakadu Nationalpark.
Vier Flusssysteme prägen den Park: East-, West- und South Alligator River sowie Wildman River. Das Wasser mit seinen durch die typischen Regenzeiten der wechselfeuchten Tropen bedingten stark schwankenden Wasserständen sowie verschiedene erosive Kräfte haben unterschiedliche Landschaftsformen (Savannen mit Trockenwald, Monsunwald, bewaldete Berg- und Talformationen, Felslandschaften, Mangroven und Watts, Überschwemmungsgebiete und Billabongs) geschaffen. Entsprechend vielfältig ist die Flora und Fauna: 1700 Pflanzenarten, 300 Vogelarten, 60 Säugetierarten, 120 Reptilienarten, 50 Süßwasserfischarten und über 10000 Insektenarten tummeln sich hier.
Der Kakadu Park ist Aborigines Land. Gesetzlich wurde es im Zuge der 1976 verabschiedeten Aborigine Land Rights zur Hälfte den Aborigines zugesprochen, die andere Hälfte ist Commonwealth Land unter Verwaltung von Parks Australia. Die Verwaltungsverantwortung teilen sich Parks Australia und die Aborigines mit dem Ziel, die Natur- und Kulturlandschaft nach den Interessen der Aborigines zu schützen. Im Park haben wir kaum Aborigines gesehen, die dort gearbeitet hätten. Nur ein Bootsführer bei unserem Ausflug auf dem Yellow River schien als Touristguide tätig zu sein. Aber weder auf den Campingplätzen noch in Visitorcentern, selbst im Aborigines Museum, noch in Jabiru im Supermarkt oder an Tankstellen sahen wir Aborigines.
In Erinnerung bleibt uns folgendes Erlebnis: Als wir an der Reception der Cooinda Lodge unsere Bootsfahrt auf dem Yellow River gebucht hatten, hielt eine alte Holdenlimousine am Eingang des Caravanparks. Auf der Rückbank räkelten sich drei angetrunkene Aborigines, vorne saßen auf dem Beifahrersitz weitere zwei. Alle Insassen sahen ungepflegt und heruntergekommen aus. Der ebenfalls betrunkene Fahrer torkelte in den Store von der Cooinda Lodge und deckte sich mit Chips ein. Währenddessen kreiste eine Schnapsflasche im Auto. Schließlich fuhr der Holden in Schlangenlinien davon.
Insgesamt vier Tage durchfuhren wir den Park, machten zahlreiche Wanderungen, unternahmen eine lohnenswerte Bootsfahrt auf dem Yellow River, wanderten durch die Felslandschaften zu Felszeichnungen der Aborigines und hielten an vielen Lookouts, die uns Einblicke in die wechselnden Landschaftsformen ermöglichten. Fazit: Der Kakadu Nationalpark ist ein must-do im Norden Australiens. Wir genossen die vielfältigen Möglichkeiten zur Aktivität und die Einsamkeit, die vielerorts vorhanden war.
Allerdings erlebten wir nicht die Faszination, wie sie in Reiseführern angepriesen wird. Möglicherweise waren wir gerade wegen der hohen Erwartungen am Ende doch etwas enttäuscht. Vielleicht lag es auch daran, dass der Park sehr ausgetrocknet war, obwohl ein Besuch während der Regenzeit von November bis April zwar die Natur aufblühen lässt, andererseits aber auch Straßen und Wanderwege gesperrt sein können. Leider konnten wir abgelegene, oft interessante Gebiete des Parks nicht erreichen, weil nur Schotterpisten dorthin führten (z. B. Jim Jim Falls oder Twin Falls). Mit unserem Campervan durften wir diese Straßen nicht nutzen.
Naherholungsgebiet im Süden von Darwin
Unser direktes Ziel am Nachmittag des 18.08. war der Holiday Park Batchelor, Ausgangspunkt unseres nächsten Zieles, dem Litchfield Nationalpark. Er liegt vor der Haustür Darwins und ist ein beliebtes Nahausflugsziel der Bewohner der kleinen Großstadt im Norden Australiens. Er ist nur knapp 1500 Quadratkilometer groß (doppelt so groß wie Hamburg). Einige bezeichnen ihn etwas übertrieben als die kleine Ausführung des Kakadu Nationalparkes. Gleichwohl zeichnen diesen überschaubaren Nationalpark seine markante Landschaft und zahlreiche Wasserfälle und Süßwasserpools aus.
Wir freuten uns auf das Baden in den Gumpen, denn australische Krokodile oder gar Salzwasserkrokodile werden hier an beliebten Badestellen selten gesichtet. So genossen wir unseren letzten Tag in der australischen Natur beim Baden, Hiken und beim Sightseeing.
Leider schafften wir es nicht mehr bis nach Darwin, weil die Litchfield Park Road am nördlichen Parkausgang plötzlich eine Schotterpiste wurde. Wir mussten umdrehen, den ganzen Weg zurück nach Batchelor fahren, um dann über die 1 Richtung Darwin zu fahren. Im Darwin Boomerang Motel und Caravan Park in Virginia, einem Vorort 30 km von Darwin, kamen wir gerade noch unter. Das allgegenwärtige Problem für Camper in Australien sind die früh schließenden Receptionen. Gegen 20 Uhr halfen uns Leute einer nah gelegenen Kneipe und riefen beim Campinghost an. Auf diese Weise kamen wir noch durch die Schranke.
Der Besitzer vom Darwin Boomerang Caravan Park war etwas skurril und zeigte stolz verschiedene Zeitungsartikel. In einem wurde er gezeigt, wie er in einem Billabong mit zwei Krokodilen badete und sie fütterte. Als er uns von seinem Kampf in seiner Garage berichtete, in dem er siegreich gegen eine hochgiftige, fast zwei Meter lange Brownsnake bestand, war uns klar, dass wir hier den wahren Crocodile Dundee vor uns hatten.
Darwin - Schöner Abschluss in Australien
Ein Schild mit der Aufschrift "Please shut the door" erinnerte uns daran, dass wir auch im Schlangenland waren. Es sollte vermieden werden, dass Schlangen sich in den Waschräumen verstecken könnten. Dabei waren wir in Darwin, unser letzter guter Caravanpark, der Discovery Park Darwin, war Schauplatz dieser Warnung. Zwei Tage blieben uns noch bis zu unserem Weiterflug nach Flores via Bali.
Sightseeing, letzte Fahrten mit unserem liebgewonnenen Toyota Hiace Campervan zu auswärts gelegenen Sightseeingspoints und Walks durch die 140000-Einwohner Hauptstadt des Northern Territorys waren unsere letzten Aktivitäten in Australien. Unser Flug ging jedoch erst kurz vor Mitternacht am 20.08., um 15 Uhr mussten wir den Camper abgeben.
Das tropische Darwin hat uns gut gefallen. Die Stadt ist modern und hat tolle Strände, Mangroven und Restaurants zu bieten. Allerdings fielen uns am Mindelbeach wieder Aborigines auf, die ihr Wochenende damit verbrachten, sich zu betrinken.
Nachdem wir am 20.08., meinem 58. Geburtstag, morgens gepackt und den Campervan gereinigt hatten, brachen wir unser Gepäck zum Flughafen, um es dort in Schließfächern einzuschließen. Es war ein ganz neues Gefühl, auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein und mit dem Rucksack umherzuziehen.
Wir hatten uns in der Mitchellroad schon ein Restaurant für den Abend ausgeguckt, besuchten aber zuvor den Mindelbeach Market. Dort kauften wir, ganz im Partnerlook, zwei tolle Kängurulederhüte von Barmah. Es war Wochenende und in der Mitchellroad wurde gefeiert. Ganz im Zeittrend probierte ich einige australische Craftbier, wir aßen australische Steaks und stießen auf meinen Geburtstag an. Jetzt freuten wir uns auf Indonesien. Endlich baden, schwimmen und schnorcheln, und zwar gefahrlos. In Darwin und andernorts in Australien lauern Seewespe, Haie und Salzwasserkrokodile.
Tschüß Aussieland, wir werden bestimmt bald wiederkommen....