Eine Reise zum Nachreisen
15 Tage Kambodscha und eine lohnende sowie vor allem abwechslungsreiche Reise liegen hinter uns. Unsere ersten Planungen sahen noch mehr POIS vor. Jetzt waren wir froh, den Norden und Nordosten ausgelassen zu haben. Anfangs wollte wir sogar noch nach Südlaos. Jetzt muss Laos bis zum Frühjahr 2017 warten.
Dafür hatten wir genügend Zeit für die vier Highlights Siem Reap, Tonle Sap und Battembang, Koh Rong Samloen sowie Phnom Penh. Stressfreies Reisen war dieses Mal vorrangiges Planungsziel. Und das gelang.
Eine lehrreiche Reise liegt hinter uns, eine Reise durch die Geschichte eines geschundenen Landes zwischen Großmacht, Kolonie, Kriegsschauplatz und grausamer Diktatur eines psychopathischen Systems. Menschen, deren Seelen noch immer leiden, Menschen zwischen Erwachen und absoluter Armut, hoffnungsvoll oder hoffnungslos erlebten wir in einem der ärmsten Länder Südostasien, das gleichzeitig zu den 49 ärmsten Ländern weltweit gehört.
Es ist eine Reise zum Nachreisen, eine Reise, die wir genauso wieder machen würden und die als Planungsgrundlage für Kambodschainteressierte dienen kann. Überraschend gut waren zudem unsere Unterkünfte, die alle in unserer Reiseplanung aufgelistet sind. Wieder ein Mal gilt zumindest für uns, dass das Buchen von zu Hause im Vorwege eine zeitliche Belastung, aber das Reisen dadurch viel entspannter ist.
Kambodscha war überraschend. Unsere Planung schrieb uns unsere Reiseroute und die Orte vor, aber vor allem am Tonle Sap, in Battembang oder auch Phnom Penh war die To-Do-Liste noch nicht klar. Das z. B. gerade Battembang ein Highlight wurde, war nicht zu erwarten: Fahrradtour und Cooking Class waren so eindrücklich, dass wir das jedem Kambodscha-Besucher nur empfehlen können. Auch Koh Rong Samloen überraschte uns vor allem wegen der guten Unterkunft der Ukrainer. Denn dem Augenschein nach bestand bei der Buchung durchaus die Gefahr, in einer "Absteige" zu landen. Auf Koh Rong Samloen hätten wir es auch ein wenig länger ausgehalten.
Kambodscha war zu keiner Zeit gefährlich, sieht man ein Mal vom chaotischen Verkehr in Phnom Penh ab. Vor allem vor der kambodschanischen Hauptstadt wurde z.B. auf der Seite des Auswärtigen Amtes gewarnt. Gleichwohl fühlten wir uns zu keiner unsicher, dennoch sind die üblichen Vorsichtsmaßnahmen selbstverständlich einzuhalten.
In keinem Land hatten wir bisher eine derart starke Traumatisierung bemerkt. Kambodscha, zerrieben zwischen den Interessen der umliegenden Länder und den Großmächten, hatte niemals eine Chance, sich gegen diese Machtfülle zu wehren. Kambodscha, geschunden durch die Diktatur der Roten Khmer, hat bis heute das Trauma der Vertreibung und des sinnlosen Mordens nicht verarbeitet. Kambodscha, alleingelassen von der Weltgemeinschaft, wird seit 1992 von einem Abkömmling der Khmer Rouge, der den Anschein einer pseudodemokratischen Regierungsführung propagiert und gleichzeitig alle wichtigen Posten in Wirtschaft und Politik mit Vertrauten und Familienmitgliedern besetzt und sich über die Jahrzehnte unermesslich bereichert hat, regiert.
Niemand stellt sich seiner Verantwortung, die USA, Vietnam, Thailand und die Europäer waschen ihre Hände in Unschuld. Gleichzeitig stehen Konzerne mit Duldung der wirtschaftlich starken Länder in den Startlöchern, das langsam erwachende Land auszubeuten.
Kambodscha hat es verdient, dass die Weltgemeinschaft das Land unterstützt. Aber in Zeichen zahlreicher Krisen (z. B. Syrien) geraten die andauernden Folgen vergangener, durch den Westen mit verursachter Krisen, allzu schnell in Vergessenheit.