03.04. - 06.04. - Wanderungen und Nationalparks im Zentrum Sri Lankas
Sightseeing auf der Fahrt nach Maya Oya
Blue Lake Ridge Guesthouse - wie aus einer geplanten Nur-Übernachtung ein Highlight wurde
Das übliche geschäftige Treiben begrüßte uns bei der Einfahrt nach Maha Oya, einem kleinen Provinzort östlich des zentralen Hochlandes und Ausgangspunkt für Fahrten in den Nationalpark Madura Oya. Busse und LKW's, die Dominatoren der Straßen, drängelten sich wie üblich rücksichtslos durch die enge Durchgangsstraße. Unser Garmin Navi mit der Asien-Karte von Navitracks zeigte uns kurz nach dem Busbahnhof, der nichts weiter war als eine Ansammlung von Bussen beidseits der Straße, an, dass wir rechts abbiegen sollten - kaum vorstellbar, dass es hier eine annehmbare Unterkunft geben könnte. An der Hauptstraße hatten wir zuvor einige Hotels gesehen, Unterkünfte, die augenscheinlich das pure Grauen waren.
Umso überraschter waren wir über den Anblick, der uns erwartete: An einem kleinen See, eingefasst von tropischen Bäumen, stand das gepflegte Blue Ridge Guesthouse: Sauber, großzügig, neu, das Haupthaus umrandet von einer umlaufenden Terrasse und einem freundlicher Stuff - wir hatten es wieder gut getroffen. Wir waren froh, dass auch hier die "Mama" kochte, denn wir hatten an der wenig einladenden Hauptstraße kein uns geeignet erscheinendes Restaurant gesehen. Das Guesthouse organisierte gleichzeitig für insgesamt 70 € unsere Jeeptour in den Madura Oya Nationalpark. Im Nachhinein waren wir uns einig: Hier hätten wir es auch länger ausgehalten. Das Guesthouse ist eine echte Empfehlung!
Als morgens um 5 Uhr ein Cousin mit seinem indischen Jeep auf uns wartete, ahnten wir noch nicht, dass es ein weiteres Highlight unseres Sri Lanka Besuchs werden sollte. Tatsächlich liegt der Madura Oya Nationalpark abseits der üblichen Touristenpfade. Wir waren nicht nur im Jeep alleine, sondern trafen auch keine Touristen während unserer vierstündigen Pfad durch den Park. Und wie sich einige Tage später herausstellte, sahen wir im überlaufenen, bei Touristen bevorzugten und viel umworbenen Yala-Nationalpark kaum mehr Tiere als hier.
Der Jeep stand und wir genossen die berauschende Stille, nur unterbrochen von Vogelzwitschern, dem Flügelschlag der Störche oder dem Bölken der Wasserbüffel. Im Morgenlicht zauberte die Sonne kontrastreiche Farben am zentralen See des Nationalparkes. Der See war einer von vielen Wasserreservoires, die vor Jahrhunderten angelegt wurden, um die teilweise hartnäckigen Trockenzeiten zu überstehen. Die Elefanten hatten sich angesichts der bevorstehenden Hitze schon in den schattigen Wald zurückgezogen. Auf der Fahrt in den Nationalpark hatten einige Elefanten die Straße gequert und Blätter mit ihren Rüsseln vom Baum gerissen. Respektvoll wartete der Jeepfahrer im gebührenden Abstand, bis die gesamte Elefantengruppe, darunter eine Elefantenkuh mit einem Kalb, im Wald verschwunden war. Unser Guide, ein Neffe des Owners, erklärte uns, dass die Elefanten in Madura Oya gefährlich seien, wenn man ihnen zu nahe käme Grund: Sie waren noch nicht wie die Artgenossen in den touristisch stärker frequentierten Nationalparks an Menschen gewöhnt.
Wir durften später auschecken und unsere Sachen noch im Zimmer lassen. So konnten wir nach unserer Rückkehr gegen 12 Uhr noch duschen. Bevor wir uns auf den Weg nach Ella machten, kopierte ich für das Guesthouse noch einige Bilder unseres Ausfluges.
Im Madura Oya Nationalpark
125 km in 4,5 Stunden oder schlimmere Straßen gibt es kaum
Zügig suchte ich mir eine Stelle seitwärts der unbefestigten Straße und drängte mich förmlich an die Seite. Respektvoll ließ ich mal wieder einen Bus vorbei, der immer wieder hielt, um Fahrgäste aus- oder einsteigen zu lassen. Offenbar war gerade Schulschluss. Viele Schulkinder in ihren Schuluniformen (weiße Hemden bzw. Blusen und blaue Hosen bzw. Röcke) verließen den Bus.
Nach unseren Landstraßenmaßstäben stand uns nur eine kurze Etappe bevor. Aber diese Straße war übersät mit Schlaglöchern und sie war nur einspurig. Von hinten drängelten die Busse, von vorne tauchten sie mit hoher Geschwindigkeit aus dem Nichts auf und bisweilen schlichen wir mit 15 km/h hinter einem Lastwagen hinterher, der wegen Überladung die Schlaglöcher nur langsam durchfahren konnte. Gleichzeitig erlebten wir während dieser Fahrt abseits der üblichen Touristenwege einen Teil des Binnenlandes von Sri Lanka und authentisches Leben in den Siedlungen entlang der Straße.
Gegen 17.30 Uhr erreichten wir gerade noch vor der Dunkelheit Ella, das eingebettet in einer schönen Berglandschaft auf der Beliebtheitsskala von Travellern ganz weit oben rangiert. Zwei Nächte hatten wir hier vorgesehen und wir freuten uns auf den nächsten Tag.
Wie wir noch 90 Minuten bis zum Ella Alpine Resort brauchten
Bevor wir den nächsten Tag genauer planen konnten, mussten wir noch unser Resort finden. Ella besteht eigentlich nur aus einer Hauptstraße, an der sich Unterkünfte und Restaurants aneinanderreihen. Doch der in Sri Lanka expansive Tourismus hat zu einer starken Zunahme von Hotels, Guesthäusern und Resorts geführt, die nur entlang der Hänge Platz finden. Skeptisch fuhren wir den sehr steilen Anstieg zu jener Sandpiste hinauf, die den Fotos und der Beschreibung nach zum Ella Alpine Resort führen sollte. Der Weg war für Autos so wenig einladend, dass wir zu Fuß den Weg erkundeten und fast am Ende unsere Unterkunft fanden. Den angekündigten Parkplatz fanden wir zunächst nicht. Später stellte ich unseren Honda Fit nach umständlichem Rangieren auf einem kleinen, von einer Wiese bewachsenen Grundstück ab. Fortan bewegten wir uns nur noch zu Fuß den zehnminütigen Weg nach Ella oder zu unseren Unternehmungen.
Der Besitzer des Ella Alpine Resorts gab sich als Ingenieur aus, der jahrelang in Australien gearbeitet hat und jetzt seine Tätigkeit als leitender Angestellter online fortführt. Allerdings sahen wir ihn häufig in seinem kleinen Zimmer liegen und Fernsehen gucken. Das Resort war erst halbfertig und wir wunderten uns, dass er die Zeit nicht für das Herrichten seines Resorts nutzte. Dafür hatten wir einen tollen Ausblick in das Tal und die umliegenden Berge.
Ein Glückstag in Ella
Nachdem wir nach unserer Ankunft regnerisches Wetter in Ella erlebten, dominierte am nächsten Tag sonniges Wetter, allerdings nur bis zu unserer Rückkehr um 15.30 Uhr. Wir hatten uns ein attraktives Programm für diesen Tag vorgenommen: Wanderungen entlang von Teeplantagen zum Aussichtsberg Little Adams Peak und zur Nine Arches Bridge, einer Eisenbahnbrücke aus englischer Kolonialzeit. Tatsächlich sahen wir einen Zug die Brücke überfahren - perfektes Timing, eben ein richtiger Glückstag. Jetzt freuten wir uns auf die cooking class im Cafe carve und auf das leckere Sri Lanka Curry. Gemeinsam mit zwei Australiern auf Hochzeitsreise lernten wir ein Rezept kennen, dass wir sogleich mit Freunden zu Hause nachkochten: Einfach lecker!
Sri Lanka Curry in Bildern
Horton-Plains - Rundwanderung in grandioser Landschaft
Durch enge Haarnadelkurven, über schmale Straßen und entlang von unbefestigten Seitenstreifen schlängelten wir uns zum Horton-Plains-Nationalpark hinauf. Wir mutmaßten schon, dass hier oben sicher keine großen Busse mit Touristen hochfahren würden. Auf etwa zweitausend Meter Höhe erreichten wir den Eingang zum Park und entrichteten wie üblich den viel zu hohen Eintrittspreis von knapp 20 € pro Person. Die Bäume rechts und links der schmalen Straße wirkten, als ob sie unter den kühlfeuchten Luftstrom wegtauchen wollten. Nach einiger Zeit erreichten wir den Parkplatz. Unser Erstaunen war groß: Tatsächlich standen hier große Reisebusse, die einheimische Schülergruppen und asiatische Reisegruppen bereits heraufgebracht hatten.
Für die 50 Kilometer hatten wir rund zwei Stunden gebraucht. Jetzt war es 8 Uhr und wir hatten die Hoffnung, vor dem Aufziehen des Nebels Worlds End zu erreichen. 1988 wurden die Horton-Plains Nationalpark und 2010 als südlicher Teil des zentralen Hochlandes Unesco-Welterbe. Der Nationalpark ist mit etwas über 31 Quadratkilometern etwa so groß wie unsere 30000-Einwohner-Stadt Geesthacht. Das Hochplateau ist durchschnittlich 2100 m, Teile des Parkes sind Sri Lankas zweit-und dritthöchster Gipfel, der 2389 m hohe Kirigalpota und der Thotupola Kande (2357 m). Beide sind besteigbar.
Einst jagte hier Ceylons Gouvernour Sir Robert W. Horton (1831 - 1837) mit den kolonialherrschaftlichen Jagdgesellschaften nach Elefanten und Leoparden. Das ist eine Ursache, dass Teile des Hochlandes noch heute ihre ursprüngliche Vegetation haben. Am Eingang wurden wir kontrolliert. Wir mussten alles Plastik auspacken und sogar von den Trinkflaschen die Banderolen entfernen. Im Park herrscht Plastikverbot, Feuerzeuge und rauchen ist ebenso verboten. In der Vergangenheit sind Tiere z. B. Sambarhirsche qualvoll verendet, weil sie achtlos weggeworfenen Plastikmüll gefressen hatten.
Aufgrund der Höhenlage beträgt die Durchschnittstemperatur nur tropisch kalte 130C. Morgens ist es oft sehr kühl, im Winter können Fröste auftreten. Das zentrale Bergland erhält was ganzjährig Regen, nur die Monate Januar bis März gelten als regenarm. Grund: Das Bergland gerät sowohl unter den Einfluss des Südwestmonsuns ("Yala") als auch des Nordostmonsuns ("Maha"). Die Vegetation ist im Horton Plains deshalb einzigartig: Bergregenwald, Nebelwald, feuchtes Grasland sowie wertvolle, verschiedenartige Feuchtbiotope (Sümpfe, Wasserläufe und Tümpel).
Wir entschieden uns aus Zeit- und Wettergründen für die touristische Standardroute, die auf überwiegend guten Wegen ohne nennenswerte Höhenunterschiede als einfache Wanderung einzustufen ist, gleichwohl einen guten Einblick in die Landschaft vermittelt. Die Rundwanderung umfasst ca. 9 km und führt entlang Small World's End, World's End, Baker's Fall und durch einige Passagen Nebelwald.
Im Horton-Plains Nationalpark gibt es eine hohe Biodiversität und viele endemische Arten. Neben den vielerorts zu sehenden Sambarhirschen, die teilweise am Parkplatz schon auf Futter warten, gibt es noch Leoparden und den bedrohten Ceylon-Bergschlanklori sowie einige Affenarten, von denen wir auf unserem Weg die Weißbartlanguren durch die knorrigen Kina-Bäume turnen sahen. Und viele Vögel wie Nepalhaubenadler, Wanderfalken, Ceylonbrillenvögel, Ceylonhühner oder indische Amseln leben hier.
Schon auf dem Weg zum Small Worlds End deutete sich an, dass wir diesen "kleinen" Steilabfall mit einer Höhe von knapp 300 m nicht in seiner Tiefe erleben würden. Nebel zog auf und staute sich an der Südwestseite des zentralen Hochlandes. Der undurchdringliche Nebel war auch der Grund, dass wir den kleinen Abzweig zum Worlds End nicht mehr gingen. Hier fällt der Fels fast senkrecht knapp 900 m in die Tiefe. Vereinzelt stürzten Touristen hier beim Versuch, ihr Selfie möglichst nah am Klippenrand zu machen, in die Tiefe. Wir verzichteten auf unser Selfie und beeilten uns, um noch zeitig unsere Weiterfahrt nach Tissamaharama fortzusetzen.
Badefreuden und eine unverhoffte Rettung
Während ich unter dem Wasserfall, der kräftig auf mich herunterstürzte, stand, zeigte ich auf jene Stelle, die den Zugang zum Fels unter dem Wasserfall ermöglichte. Am anderen Ende des Kaskadenbeckens saß ein junger Mann auf einem Felsen und zeigte auf seinen Freund, der zuvor vergeblich versucht hatte, mir nachzukommen. Ich dachte, die Zeichen galten dem Freund, um ihn zu ermuntern, einen zweiten Versuch zu unternehmen. Doch als der Freund nicht reagierte, registrierte ich, dass er um sein Leben kämpfte.
Als wir die Baker Falls erreichten, hörten wir unterhalb eines weiteren Wasserfalles lautes Rufen und Juchzen. Wir gingen den Stimmen nach und stiegen zu einem Kaskadenbecken, dass durch einen Wasserfall gespeist wurde. Ich ließ mir die Gelegenheit nicht nehmen, sogleich in das einladende Wasser zu springen. Ich schwamm Delphin, Rücken, Brust und Kraul, tauchte auf und ab und bewegte mich in meinem Element gewohnt behende. Um zum Wasserfall zu gelangen, schwamm ich gegen die Strömung an, musste mich kräftig vom Wasserfall beschütten lassen und fand einen Felsen, auf dem man ganz entspannt unter dem Wasserfall duschen konnte.
Die drei jungen Sri Lanker übten derweil schwimmen: Einer schien recht sicher zu schwimmen. Er versuchte, seinen Freunden seinen Schwimmstil, einer Mischung aus "Hundepaddeln" und Kraulen, zu vermitteln. Dem anderen gelang es bereits, sich frei schwimmend etwa 5 m zwischen den Felsen zu bewegen. Der Dritte war von dieser Könnensstufe weit entfernt. Die drei Freunde kamen, wie wir später erfuhren, häufig aus Boralenda, einem kleinen Ort am Fuße der Horton Plains, heraufgefahren, um zu baden und augenscheinlich schwimmen zu lernen.
Die Situation eskalierte, als der beste Schwimmer unter den Dreien mir nacheifern wollte und zum Wasserfall schwamm. Ich sah wie er kämpfte, wollte ihn motivieren und reichte ihm meine Hand. Aber er schaffte es nicht, gegen die Strömung anzukommen. Er trieb zurück und bewegte sich auf die rückwärtigen Felsen zu. Er war zu erschöpft, schnappte nach Luft und bekam augenscheinlich keine Luft mehr. Sein Freund konnte nicht helfen. Dazu waren seine Schwimmfähigkeiten unzureichend.
Sofort kraulte ich die wenigen Meter dorthin, hob ihn an und schob ihn in stehtiefes Wasser. Er setzte sich hin, hustete, schnappte nach Luft und kam zum Glück wieder zu Kräften. Später waren die Jungs überglücklich und bedankten sich. Das Gruppenselfie blieb natürlich nicht aus. Ich hoffe, dass dieses Ereignis zu erhöhter Vorsicht führt und die Jungs sich so schnell wie möglich sicheres Schwimmen beibringen können. Good Luck!
Erreicht - Vorboten des Südwestmonsuns
Die steil abfallenden Wände der Horton Plains wirken wie eine Wand, an der sich die feuchte, sich bei Aufsteigen abkühlende Luft staut und der Wasserdampf kondensiert. Es waren die Vorboten des Südwestmonsuns, der im Verlauf des Aprils beginnt, seinen Einfluss geltend zu machen, bevor er von Mitte April bis Mai sein Frühjahrsmaximum erreicht. Allerdings sind die monsunalen Niederschläge im Oktober und November deutlich heftiger.
Das zentrale Hochland ist der "Regenmacher" von Sri Lanka. Hier steigt die Luft je nach Monsunsaison beidseits auf, kühlt ab und kondensiert. Die Niederschlagsmengen im Hochland selber betragen, wie vielerorts auf Sri Lanka üblich, etwas über 2000 mm im Jahr. Angesichts der geringen Temperaturen und der daraus resultierenden geringen Verdunstungsrate sammelt sich hier viel Wasser. Deshalb entspringen auf dem regenreichen Plateau einige der wichtigsten Flüsse, z. B. der längste Fluss der Insel, der Mahaweli Ganga sowie der Kelani Ganga und der Walaweli Ganga.
Fahrt nach Tissamaharama - Gute Straßen im touristisch entwickelten Süden
Für die rund 40 km bis Haputale brauchten wir 90 Minuten. Genauso lange dauerte der tropische Monsunregen, der andeutete, welche Regenmengen in kurzer Zeit möglich sind: Überall lief das Wasser die Hänge herunter, die Sichtweite ermöglichte teilweise nur Schritttempo. Zum ersten Mal freute ich mich über einen Bus, der ungeachtet des Regens seine Route fuhr... und ich zeitweilig hinterher. Für die hiesigen Verhältnisse war das allerdings ganz normaler Regen. Wir ahnten, was hier bei echten Starkregen möglich sein kann.
Ab Wellawaya an der Straßenkreuzung A2/A4 beruhigte sich das Wetter. Jetzt waren es nur noch etwas über 60 km bis Tissamaharama. Die Straßen befanden sich in einem guten Zustand und das Fahren war tatsächlich vergleichsweise entspannt - gleichwohl war bis zum Ziel höchste Aufmerksamkeit nötig: Auch in diesem Teil Sri Lankas herrschten die Dominatoren Bus, LKW und Co.