11.05. – 18.05.: Lombok und Gili Air –
Auf der Suche nach Ruhe und tropischer Einsamkeit
Lombok – Kleine Schwester von Bali
Lombok gehört neben Bali, Sumbawa, Flores und Timor sowie vielen weiteren kleinen Inseln zu den kleinen Sundainseln. Auf diesen Inseln leben auf einer Gesamtfläche von knapp 88000 Quadratkilometern 12 Millionen Menschen. Lombok ist die am dichtesten besiedelte Insel der kleinen Sundainseln und nach Java und Bali weist das Island die dritthöchste Bevölkerungsdichte auf: 2,4 Millionen Menschen leben auf 4725 Quadratkilometer (507 E/qkm) (zum Vgl. Schleswig-Holstein 178 E/qkm). Einsamkeit und Natur haben wir insofern nur in abgelegenen Regionen gefunden. Vor allem das nördliche Bergland, aus dem der zweithöchste indonesische Vulkan Gunung Rinjani (3726 m) herausragt, ist teilweise menschenleer, sieht man von den touristisch motivierten Wanderungen ab, die allerdings nur organisiert, mit ortskundigen Guides, durchgeführt werden sollten.
Lombok weist als Teil des indonesischen Inselbogens nördlich vom Sundagraben ein hohes tektonisches Gefährdungspotential auf (darüber habe ich schon an anderer Stelle berichtet). Vor allen die armen Menschen leiden unter der Zerstörungskraft von „kleineren“ Erdbeben unterhalb der Stärke 6, jenen Erdbeben, die im Gegensatz zu den Starkbeben nur eine geringe mediale Aufmerksamkeit erreichen, weil keine oder nur wenig Menschenopfer zu beklagen sind. Allerdings ist es tatsächlich dramatisch, wenn die Armen Lomboks ihre gesamte Existenzgrundlage verlieren, ohne dabei Hilfe finanzieller Art erwarten zu können. Denn Spendengelder fließen nur, wenn sich Medien und Hilfsorganisationen tatkräftig interessieren.
Monster-Vulkan auf Lombok brachte Kälteeinbruch in Europa
Lombok ist in vielerlei Hinsicht anders als Bali. Nicht nur in Bezug auf die Religion –auf Bali dominiert der Hinduismus, auf Lombok hingegen der Islam (Waktu Lima), teilweise jedoch als Mischung aus Islam, balinesischen Hinduismus und Ahnenkult (Waktu Telu)– , sondern zwischen den beiden Inseln verläuft die Wallace-Linie, eine biogeographische Grenzlinie, die den allmählichen Übergang der asiatischen zur australasiatischen Flora und Fauna kennzeichnet. So gibt es bestimmte Tier- und Pflanzenarten auf Bali, die auf Lombok nicht vertreten sind und umgekehrt, obwohl die Entfernung beider Inseln gerade knappe 40 km beträgt. Übrigens sahen wir auf Lombok so viele fertige und im Bau befindliche Moscheen wie sonst nirgendwo auf unserer bisherigen Reise. Dazu spenden die Bewohner bedeutsame Summen, wie die Armen Spendengelder aufbringen, bleibt ein indonesisches Geheimnis.
Infos zu der Wallace Linie und ihre Bedeutung für Bali und Lombok
Gleichwohl ist Lombok im touristischen Sinne die kleine Schwester von Bali. Wer der Hektik Balis (darüber unter Bali mehr) entkommen möchte, kann mit verschiedenen Fähren nach Lombok, das touristisch vor allem erst in einigen Regionen der Westküste und teilweise an der Südküste erschlossen ist, übersetzen. Deshalb ist die Kombination Bali mit Lombok sehr naheliegend, zumal die touristischen Gebiete Balis im Osten, die Lomboks im Westen liegen. Besonders die Gili Inseln im Nordwesten von Lombok sind zu einem Ziel vieler Bali-Urlauber geworden.
Was unsere Planung anbelangte, bot es sich an, nach der Landung in Denpassar, der Hauptsstadt Balis, direkt weiter nach Lombok zu fahren. Die Zeit verging wie im Fluge, unsere Restzeit ließ sich fast an zwei Händen abzählen. Nach intensiven Tagen in Yogya folgten nun ereignisreiche Tage auf Lombok und ruhige Tage auf Gili Air. Die Route und die Buchungen hatten wir in Koh Tao, teilweise sogar erst in Yogya vorgenommen.
Lombok und Gili Air– Ein Fazit zwischen Begeisterung und Enttäuschung
Lombok bietet zweifelsohne viel unberührte Natur, die man auf organisierten Trekkingtouren erkunden kann. Andererseits ist Lombok im Schlepptau von Bali eine aufstrebende Tourismusregion. Vor allem im Westen ist das zu beobachten. Senggigi gehört zu jenen Regionen: Restaurants, Supermärkte, Agenturen für organisierte Touren und dergleichen mehr sprießen wie Pilze aus dem Boden. Auf unseren Touren mit der Honda Tiger 200, einem indonesischen Kultmotorrad, das gleichzeitig der Traum vieler jungen Indonesier ist, tauchten wir ein in das andere Lombok, zwischen Einsamkeit, Natur, Armut und einer Umweltverschmutzung, die wir in dieser vermeintlichen Abgeschiedenheit nicht erwartet hatten.
Karte: Unsere Motorradtouren auf Lombok
Honda Tiger - indonesisches Promotion Video
Selbst in Kuta, am Indischen Ozean im Süden Lomboks gelegen, trafen wir auf unachtsam entsorgten Plastikmüll. Die Verpackungsindustrie ist bereits dort, bevor es eine Entsorgungsinfrastruktur gibt und bevor die Menschen überhaupt erahnen können, dass dieser Müll Natur und Gesundheit schädigt. So liegt Plastik und Co nicht nur am Straßenrand, sondern allabendlich wird Plastik verbrannt, während die Kinder in den Rauchfahnen spielen und die Hühner ungestört nach Nahrung picken.
Nach einer Abkühlung im Indik unweit von Kuta versuchten wir bei den überflüssigen Strandwächtern, die eigentlich nur eine überhöhte Parkgebühr für unsere Honda Tiger kassierten, eingesammelten Plastikmüll loszuwerden. Die warfen diesen jedoch nur auf einen großen Haufen, dicht am Strand. Allabendlich findet nicht nur hier die tägliche Verbrennungszeromonie statt.
An diesem Strand trafen wir vier etwa 10jährige Jungen, sie suchten den Kontakt und hatten es auf meine Kekse abgesehen. Sie waren aber nicht aufdringlich, waren fröhlich und dankbar für den kleinen Rest, den ich ihnen geben konnte. Schelmisch fragten Sie in gebrochenem Englisch und mit Zeichensprache, ob wir nächsten Tag wiederkommen würden.
Mit unserer Tiger cruisten wir über erstaunlich gute Straßen, durchfuhren kleine Dörfer, in denen augenscheinlich die Armut vorherrscht. Frauen tragen hier schwere Lasten auf ihren Köpfen, Männer sind nur mit Sarongs bekleidet, Schläuche, die ihre Körper umhüllen und die vorne zusammengeknotet werden. Die Menschen leben in traditionellen, offenen Häusern, auf engstem Raum. Straßenarbeiter treiben mit Hacke und Spaten kilometerlange Gräben parallel zu den Straßen. Bauern ziehen geduldig mit Ochsen ihren Pflug durch den schweren, feuchten Boden, um ihre kleinen Äcker für die nächste Reissaat vorzubereiten.
Auf der Suche nach dem Ursprünglichen fuhren wir nach Sade. Kurz vor Kuta wurde dieses Dorf für seine Tradition und Authentizität angepriesen. Aber wovon lebte dieses Dorf? Am Ortseingang wurde eine Spende erwartet. Aber wie so oft in Südostasien entpuppte sich dieses angeblich so traditionelle Dorf als Touristennepp. Der obligatorische Sarongverkauf wurde garniert mit Batikstoffen und minderwertigem Schmuck. Ältere Frauen mit schlechten und blutenden Zähnen kauten auf irgendwelchen Kräutern und drängten uns ihre Waren auf. Gearbeitet wurde hier nicht wirklich… Die Männer palaverten in dem offenen Versammlungshaus, daneben ein großer Plastikmüllberg. Jedenfalls kümmerte niemanden die nicht vorhandene Müllentsorgung. Reflexartig hatten wir nur noch ein Ziel: Bloß schnell weg!
Kuta versucht vom wachsenden Tourismusboom zu profitieren. Davon zeugen halbfertige Hotelbauten, die mit Plakaten für Investoren werben. Daneben stehen die traditionellen, einfachen Hütten der Sasak, in denen auf engstem Raum zehnköpfige Familien wohnen. Zwei Kilometer weiter passieren wir einen Steinbruch, einige Arbeiter wohnen unter Plastikplanen, in Handarbeit bereiten sie, nur mit Hammer und Meißel ausgerüstet, die Steine auf. Mit gemischten Gefühlen gaben wir am Abend die Tiger ab.
Mit der Honda Tiger über Lombok
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Auf Gili Air genossen wir die Ruhe, wir ließen uns tatsächlich vier Tage treiben und lebten in den Tag hinein. Die Insel ist so klein, dass wir sie in einer Stunde umrunden konnten. Autos gab es hier nicht, nur Pferdefuhrwerke und Leihfahrräder, deren Fahrer sich mühsam über die vielen sandigen Stellen kämpfen mussten. Im traumhaften Wasser gingen wir täglich schnorcheln, obgleich die Korallen alles andere als intakt sind. Wir lernten Stefan (http://stephanmussweg.rtwblog.de/) und Jannika kennen, zwei junge Deutsche, die sich in Indonesien kennengelernt hatten. Jannika musste kurz darauf nach Hause, Stefan travelt noch bis Dezember durch Südostasien. Und wir hatten Glück mit unserer Unterkunft, dem Chill Out.
Nach vier Tagen Gili freuten wir uns auf unsere vorletzte Station, Bali. Mit dem Marina Skrikandi 1250-PS-Schnellboot glitten wir über die Bali Sea zurück nach Padang Bai. Wir genossen die letzten tollen Ausblicke auf die Gili Islands und die Vulkane Lomboks, fuhren von Gili Air über Gili Meno und Gili Trawangan und Senggigi nach Bali. Gleichzeitig rückte das Ende unserer großen Reisen näher… Im doppelten Sinne hatten wir dabei gemischte Gefühle.
Zwischen Kilometer fressen mit der Tiger
und beschaulichen Spaziergängen
Chillen auf Gili Air
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